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Jüdisches Leben
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Beitrag vom 13.12.2007
Betrifft: Israel. Aktuelle Fotografie und Videokunst
Sharon Adler
Die Sonderausstellung im Jüdischen Museum Berlin zeigt vom 14.12.2007 – 24.02.2008 Arbeiten von 22 KünstlerInnen aus Israel, Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und den USA.
Sie präsentieren das Leben und die Kultur einer Nation, in der die Politik in jeden Bereich kreativer Bemühungen eindringt.
Im Mai 2008 jährt sich die Gründung des Staates Israel zum sechzigsten Mal – und damit nicht nur ein historisches, sondern auch ein mediales Großereignis. Von seiner Geburtsstunde an begleiteten FotografInnen und FilmemacherInnen den jungen Staat, die Kolonisierungswellen, die Staatsgründung und die ihm folgenden Konflikte und Kriege, aber auch den Alltag und die Entwicklung des Landes.
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Pavel Wolberg, Kefar Meimon, 2005, ©Dvir Gallery, Tel Aviv |
Die Geschichte dieser Staatswerdung hat sich sozusagen vor den Augen der Welt abgespielt.
Das Jüdische Museum Berlin greift den Anlass ebenso auf wie das Medium: Die Sonderausstellung "Betrifft: Israel. Aktuelle Fotografie und Videokunst" bietet eine Sicht auf das Alltagsleben von Menschen in einer Atmosphäre politischer Spannungen und beständiger Gefährdungen. Neben bekannten israelischen KünstlerInnen wie Yael Bartana, Barry Frydlender oder Pavel Wolberg sind unter anderem auch namhafte deutsche Künstler wie Wim Wenders und Wolfgang Tillmans vertreten, die mit ihrer Sicht auf die israelische Realität einen kritischen Blick von außen einbringen.
Wie kein anderes Medium reagieren die Linse des Fotoapparats und der Videokamera schnell und dynamisch auf tägliche Ereignisse. In den Händen von KünstlerInnen gehen beide Medien auf Distanz zur Aktualität, sind aber umso schlagkräftiger in der Visualisierung von Hintergründigem und dem Aufspüren von Widersprüchen und Paradoxien. Die New Yorker Ausstellung "Dateline: Israel. New Photography and Video Art", die das Jüdische Museum Berlin nun unter dem Titel "Betrifft: Israel. Aktuelle Fotografie und Videokunst" zeigt, konfrontiert den Blick israelischer KünstlerInnen mit der Sicht von AusländerInnen auf eine schwierige und herausfordernde Gesellschaft, die durch jeweils spezifische Idealisierungen und Vorannahmen geprägt ist.
Dabei geht es nicht um eine kritische Reportage der bewaffneten Auseinandersetzungen, sondern vielmehr um eine Rundumsicht auf das Alltagsleben von Menschen in einer Atmosphäre politischer Spannungen und beständiger Gefährdungen. FotografInnen und VideokünstlerInnen gehörten zu den ersten, die auf Ereignisse wie die zweite Intifada reagierten, die zu permanenten beiderseitigen Grenzverletzungen führte. Ihre Kunst vermittelt eindrucksvoll die alltäglichen Belastungen in einer Gesellschaft, deren gesellschaftliches Fundament auf einem visionären Staatsmodell errichtet wurde. Die Ausstellung zeigt 56 Fotografien und fünf Videoarbeiten und beschreibt einen Bogen, von der Darstellung epischer Bibellandschaften über aktuelle Sozialreportagen bis hin zu Schnappschüssen und Porträts. Ob sich der Blick europäischer KünstlerInnen von denen der Israelis unterscheidet, müssen die BesucherInnen selbst herausfinden.
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Rineke Dijkstra, Daniel, Adi, Shira, and Keren, Zeev-Junior High School, Herzliya, Israel, 1999, ©Marian Goodman Gallery, New York |
Der deutsche Fotograf Wolfgang Tillmans portraitiert eine in goldenes Licht getauchte Postkartenansicht von Tel Aviv, die aus der hebräischen Stadt eine levantinische Metropole macht.
Wim Wenders nimmt "Jerusalem vom Ölberg aus gesehen" in den Blick, den für alle monotheistischen Religionen mythischen Ort, mit achtlos im Tal zurück gelassenem Müll. Der international renommierte britische Künstler
Mark Wallinger bedient sich architektonischer Formen um zu zeigen, wie das Land mit seinen muslimischen und christlichen Anteilen verwoben ist. Wie sehr die Gewalt in das Leben eindringt, zeigt
ein Film der britischen Künstlerin Catherine Yass, in dem sie mit ihrer Kamera die Mauer zwischen dem jüdischen Siedlungsgebiet und der sogenannten Westbank entlang fährt, von der unklar bleibt, ob sie ein Schutzwall ist oder auch als Drohgebärde interpretiert werden muss. Aber auch arglose Ausblicke auf die Strände des Mittelmeers verstecken nicht die aktuelle Brisanz.
Der israelische Künstler Guy Raz fotografierte sehr ähnlich aussehende Strandwächterhäuschen - idyllische Szenen, bis man die unterschiedlichen Flaggen bemerkt: die israelische am Strand von Tel Aviv und die palästinensische am Strand von Gaza, die aus den Bademeisterstationen wehrhafte Wachtürme macht.
Diese Ausstellung wurde vom Jüdischen Museum New York kuratiert und durch die herausragende Unterstützung der "Andrea & Charles Bronfman Philanthropies" und Mittel des "Melva Bucksbaum Fund for Contemporary Art" möglich gemacht.
Wo: Jüdisches Museum Berlin, Altbau, 1.OG
Wann: 14. Dezember 2007 bis 24. Februar 2008
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 20 Uhr, montags 10 bis 22 Uhr, geschlossen am 24.12.2007
Eintritt: 4 Euro, erm. 2 Euro, Kombiticket "Betrifft: Israel" und Dauerausstellung: 7 Euro, erm. 3,50 Euro
Infos zu Führungen: Tel. (030) 25993-305, E-Mail fuehrungen@jmberlin.de
Weitere Informationen finden Sie auch auf der Website zur Sonderausstellung unter www.jmberlin.de/betrifftisrael.
Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erhältlich:
Dateline Israel
New Photography and Video Art
Herausgegeben von Susan Tumarkin Goodman, mit Essays von Susan Tumarkin Goodman, Andy Grundberg, und Nissan N. Perez
120 Seiten, 23 s/w + 83 farbige Abb.
ISBN: 9780300111569
ISBN-10: 0300111568
Yale University Press in Zusammenarbeit mit dem Jewish Museum New York
Preis: Euro 29,90
Der englischen Originalausgabe werden deutsche Übersetzungen der drei Essays beigelegt, in denen die Rolle der Kunst und der KünstlerInnen im heutigen Israel erkundet wird.